Was hätten Sie lieber? Blackout oder Brownout?
Der Normalbürger würde wahrscheinlich sagen “Am liebsten nichts von beiden, aber wenn, dann lieber einen Brownout mit entsprechender Vorwarnzeit.”
Doch wäre so etwas möglich? Amprion nennt zwar implizit Brownouts statt Blackouts, offenbar um den Bürgern die Angst zu nehmen, doch stundenlange Nichtverfügbarkeit von Strom wird nicht nur den Couch Potatoes Probleme bereiten - auch diejenigen, die ihr Elektroauto zu festen Zeiten laden müssen, um am nächsten Tag wieder den Weg zur Arbeit aufnehmen zu können, wären wohl davon betroffen.
Aber nicht jedes Unternehmen - oder jeder selbstständige Unternehmer - arbeitet im Schema 9-to-5.
Auch, ob eine Fernabschaltung von Wärmepumpen und privaten E-Auto-Ladestationen kommen wird, ist unklar, aber die Gesetzesgrundlage dafür wurde zumindest schon teilweise geschaffen.
Brownouts nach Schema CH
In der Schweiz wird schon eine periodische Abschaltung der Netze eingeplant, z.B. im Schema vier Stunden Strom, dann acht Stunden keinen Strom, dann vier Stunden wieder Strom.
Was einfach klingt, stellt aber große Probleme für Betriebe da: welche Zeit ist für die berufliche Tätigkeit zu verwenden? Welche Zeit darf der Arbeitnehmer denn privat zu Hause Strom nutzen? Wie flexibel wird dies möglich sein? Müssen hier Arbeitszeitgesetze angepasst werden? Was ist, wenn dies wochenlang oder gar monatelang erforderlich sein wird?
IT-Probleme durch Stromausfall
Damit nicht genug - IT-Systeme laufen teilweise jahrelang ohne Neustart und ein - selbst geplantes - sauberes Herunterfahren gefolgt von einem Neustart kann und wird bei vielen Systemen sicherlich zu Problemem führen.
Manuelle Eingriffe durch IT-Administratoren wären wohl noch die harmloseren Szenarien - der Ausfall von Hardware beim Neustart - wie er erfahrungsgemäß bei Festplatten oftmals genau dann geschieht (insbesondere wenn diese sehr lange ohne Unterbrechung gelaufen sind) - wäre ein schwerwiegendes Problem, denn die Beschaffung neuer Hardware ist auf Grund der aktuellen Chipkrise nicht nur schwieriger geworden - auch die Preise sind seit längerer Zeit deutlich gestiegen.
Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass solche Probleme insbesondere auch bei KMU dazu führen könnten, dass externe IT-Experten erforderlich sind, um die Probleme zu beheben und damit ggf. keine kurzfristige Abhilfe erforderlich ist. Aber was ist denn, wenn plötzlich das Gehalt nicht mehr pünktlich gezahlt werden kann, weil die Hardware mit den Daten beschädigt wurde? Dann wird es auch nicht helfen, dem Arbeitgeber vorzuwerfen, keine angemessene Backup-Strategie zu haben, denn der Vorwurf löst das Problem des fehlenden Gehalts auf dem Konto eben auch nicht.
Sehen wir dann - ähnlich wie aktuell bei Handwerkern - auch eine sehr angespannte Lage in der Verfügbarkeit von IT-Experten und Unternehmen, welche Datenwiederherstellung anbieten?
Wer sich schon immer fragte, warum bei ganz vielen Discountern und im Einzelhandel nachts die Kassen üblicherweise immer eingeschaltet sind, wird bei einem Brownout hoffentlich nicht herausfinden, warum das so ist. Auch ist hier eine Überlastung der angeschlossenen Zahlungsanbieter möglich, wenn plötzlich auf Grund der Wiedereinschaltung ganzer Regionen hunderte oder gar tausende Kassensysteme versuchen, wieder eine Verbindung herzustellen.
Oder bei Internetprovidern hunderttausende Systeme sich neu einwählen.
Dies ließe sich noch beliebig weiter gedanklich durchspielen, zeigt aber, dass in unser IT-abhängigen Gesellschaft Stromausfälle jeglicher Art in größeren Regionen Probleme verursachen können, deren Behebung vermutlich länger dauern wird - und damit Unternehmen potenziell auch finanziell stark belasten könnte.
Vorbereitung ist wichtig!
Nie war die Zeit besser als jetzt, um einen Continuity-Plan als Unternehmen zu erstellen. Allerdings ist dieser aktuell noch sehr flexibel zu gestalten. Wenn - wie in der Schweiz - zumindest potenzielle Abschaltszenarien bekannt wären, könnte man diese schon einplanen:
Wie sieht unser Arbeitstag bei 4-4-4 aus? Und wie bei 4-8-4?
“Wer es nicht schafft sich vorzubereiten, ist vorbereitet es nicht zu schaffen.” ~ BBK