Reaktiv statt proaktiv
Man stelle sich vor, es sei Blackout - oder ein kurzfristiger Brownout - und beide würden im Fall dazu führen, dass mehrere Tage kein Strom verfügbar sei. Trotz wochen-, monate- und sogar jahrelanger Vorwarnung gäbe es dann immer noch viele Bürger, die nicht vorbereitet wären.
Und was geschieht dann in Notfällen, wenn man die 112 mangels Telefonnetz nicht anrufen kann? Hören wir einmal in eine gedachte Radiodurchsage hinein, wie sie dann vermutlich erforderlich wäre:
WDR 2 - Nordrhein-Westfalen
Aktuelle Notfallinformationen zum derzeit andauernden Stromausfall seit dem 13. Januar 2023. An der Behebung wird weiterhin mit höchster Priorität gearbeitet. Die Ursache des europaweiten Ausfalls des Stromnetzes ist bisher nicht bekannt, Ermittlungen gehen in sämtliche Richtungen. Weitere Informationen erhalten Sie sobald verfügbar auf diesem Kanal, regelmäßig zu jeder vollen Stunde.
Nun folgt wie üblich die Liste der Notfallzentren in allen 396 Gemeiden in Nordrhein-Westfalen in alphabetischer Reihenfolge. In diesen Notfallzentren können Sie medizinische Hilfe, Wasser, Kleidung und Lebensmittel erhalten:
Aachen: Ortsteil Aachen-Mitte: …
Ortsteil Aachen Brand: …
Ortsteil Eilendorf: …
…
Zülpich Wichterich: …
Warum wäre dies erforderlich? Nun, weil zum aktuellen Stand bisher kaum eine Stadt, Gemeinde oder ein Bundesland proaktiv die Bürger über die möglichen Orte für solche Zentren informiert hat. Dies liegt hoffentlich vor allem daran, dass viele Gemeinden dies entweder noch nicht fertig geplant haben oder mit der Planung noch nicht fertig sind.
In Neuss zum Beispiel werden die Feuerwachen schon jetzt als Notfallzentren bekannt gemacht - so kann sich noch jetzt jeder über den Weg zu seiner nächstgelegenen Feuerwache informieren, so dass er im Notfall den Weg schnell findet, denn die 112 wird ja im schlimmsten Falle nicht mehr erreichbar sein.
Geht es auch anders?
In unseren Nachbarländern ist die Vorbereitung der Bürger deutlich weiter: die Schweiz und Österreich gehen damit sehr offen um und informieren die Bevölkerung proaktiv. Vorbildlich ist sicher die Neue Stadt Feldbach in Österreich mit knapp 13.000 Einwohnern, die nicht nur alle Bürger ausführlich inclusive Karte aller Notfallzentren informiert, sondern dazu auch noch ein sehr ansprechendes Video produziert hat, was sich jeder auf YouTube ansehen kann
Was viele nicht wissen: wir haben keine unabhängigen Stromnetze mehr - wenn die Schweiz oder Österreich Strom benötigen, die Länder, mit denen sie stromtechnisch aber direkt verbunden sind, diesen nicht liefern können, besteht die konkrete Gefahr eines Blackouts, der bei nicht rechtzeitiger Abkopplung des jeweiligen Landes vom europäischen Stromnetz das gesamteuropäische Stromnetz zum Erliegen bringen könnte.
Fazit: Carpe Diem!
Noch ist die Zeit da, die Bürger zu informieren, liebe Bürgermeister und Stadträte! Wenn Telefon und Internet tagelang nicht funktioniert besteht keine Möglichkeit mehr. Und mit Wagen durch die Straßen zu fahren für Durchsagen wäre eine fatale Fehlverwendung von Sprit, denn da die meisten Tankstellen gar keine oder nur für wenige Stunden verfügbare Notstromversorgung haben, ist mit Sprit äußerst weise umzugehen!
Und denkt dran: für die Produktion von Flugblättern brauchen Druckpressen auch Strom.
Carpe Diem!